Wer bis hierhin am Ball geblieben ist, hat jetzt alle benötigten Komponenten zusammen. Was jetzt noch fehlt sind ist ein angemessenes Gehäuse für die ganzen Komponenten und selbstverständlich die Stromversorgung, welche ausreichend dimensioniert sein muss. Bei Gehäusen gibt es gewaltige Unterschiede und auch bei Netzteilen greifen Neulinge gerne mal komplett falsch ins Regal.
Wie viel Watt braucht das Netzteil?
Das hängt natürlich von den verwendeten Hardwarekomponenten ab. Ein kleiner Office-PC braucht auch nur ein kleines Netzteil. Ist dieses (stark) überdimensioniert, kann es sogar gefährlich werden, da die Komponenten darin ganz am untersten Ende ihre Spezifikationen arbeiten und dadurch auch schnell einen Defekt erleiden können. Als Vergleich, es ist für den Motor eines Autos auch nicht gut, wenn man ihn dauernd untertourig fährt. Zu knapp bemessen sollte das Netzteil aber auch nicht sein, denn immer Volldampf geben bis zur Leistungsgrenze machen die Komponenten nämlich auch nicht allzu lange mit.
Die richtige Wattzahl lässt sich relativ einfach errechnen. Es gibt genug Homepages, bei denen man nur seine Komponenten eingeben muss und dann eine Empfehlung bekommt. Sehr detailorientiert, aber auf Englisch ist beispielsweise dieser Rechner von OuterVision extreme. Aber einige bekannte Netzteilhersteller bieten eine Bedarfsberechnung anhand der gewählten Komponenten an, wie zum Beispiel be quiet!. Man sollte diese Werte aber auch nicht für bare Münze nehmen, sondern sie eher als Richtwert betrachten.
Als allgemeine Faustformel kann man sagen, dass kein normaler PC, der nicht komplett übertrieben ist, ein Netzteil mit mehr als 450 Watt benötigt. Für einen reinen Office-PC oder kleinen Multimedia-PC sind 250 Watt schon die absolute Obergrenze. Ein durchschnittlicher PC mit Mittelklasse-Prozessor und nicht überdimensionierter Grafikkarte braucht auch nicht mehr als 350 Watt. Netzteile jenseits der 450 Watt werden nur von absoluten High-End-Systemen benötigt.
Worauf man achten sollte
Es gibt unterschiedliche Spezifikationen und Klassifikationen bei Netzteilen. Besonders auffällig sind sicherlich Einstufungen wie „80 Plus Gold“ oder „80 Plus Silber“. Hierbei handelt es sich um einen Richtwert der den Wirkungsgrad eines Netzteils beschreibt. JE höher der Wirkungsgrad, desto effizienter arbeitet ein Netzteil. Oftmals gibt es nämlich teils relativ hohe Verlustleistungen, so dass das Netzteil z.B. 200 Watt im PC bereit stellt, aber aus der Steckdose 250 Watt zieht. Das ist natürlich auf Dauer teurer, als wenn es nur 210 Watt verbrauchen würde.
Ob ein Netzteil wirklich gut ist oder nicht, kann man ihm leider nicht von außen ansehen. Leider wird bei der Produktion oft viel Schindluder getrieben. Beispielsweise werden gern mal billige Kondensatoren verwendet, welche dann bald den Geist aufgeben. Dies zu kontrollieren ist leider kaum möglich, besonders nicht als Laie. Welche Ausmaße das teilweise annimmt, und warum die Kontrolle so schwierig ist, wird in diesem Bericht sehr anschaulich beschrieben.
Was kann man dann noch kaufen?
Man sollte sich von dem oben genannten Artikel nicht wahnsinnig machen lassen. Es ist immer ratsam, Testberichte zu lesen, bevor man etwas kauft. Aber wenn man daraus auch nicht schlau wird, braucht man einen allgemeinen Tipp. Dieser lautet, dass man nicht zum billigsten Netzteil greifen sollte. Die Billigsten Netzteile haben nicht umsonst den Spitznamen „Chinaböller“. Mir sind auch schon zwei solcher Netzteile um die Ohren geflogen. Mein PC hat es überlebt, der meiner Eltern war inklusive aller Daten komplett unbrauchbar geworden.
Also hier bitte ein Gerät einer bekannten Firma wählen, zum Beispiel be quiet! oder Enermax. Idealerweise findet man ein Netzteil mit verlängerter Garantie. Verspricht ein Hersteller eine Garantie von drei statt zwei Jahren, ist er sich schon ziemlich sicher, dass das Netzteil nicht gleich bei der erstbesten Gelegenheit platzt.
Die Wahl des Gehäuses
Die Wahl des Gehäuses ist vor allem Geschmackssache. Wichtig ist, kein Gehäuse mit Netzteil zu kaufen, denn wenn es nicht ein relativ teures Markengehäuse ist, ist immer davon auszugehen, dass einer der erwähnten Chinaböller verbaut wurde. Damit würde man sich eine tickende Zeitbombe in das Zimmer stellen.
Was für ein Gehäuse man sich im Endeffekt anschafft, wird zum Einen von den eigenen ästhetischen Empfindungen, zum Anderen von den räumlichen Möglichkeit inner- und außerhalb des Gehäuses bestimmt.
In der Regel reicht ein Midi-Tower. Der passt meist unter jeden Schreibtisch und bietet für normale Hardware genug Platz. Big-Tower braucht man eigentlich nur für richtig starke Systeme mit einer Unmenge von Laufwerken. Kleiner als Midi-Tower macht nur bei wirklich sehr wenig Platz oder als HTPC Sinn.
Die Features des Gehäuses
Die wichtigste Frage ist die, ob die ganze Hardware überhaupt in das Gehäuse passt. In der Regel braucht man sich da keine Gedanken zu machen. Lediglich wenn man besonders viele Festplatten einbauen oder nachrüsten will, sollte man auf die Zahl der Einschübe achten. Die Länge der Grafikkarte kann auch ein Faktor sein, denn Hochleistungsgrafikkarten sind mittlerweile ziemlich lang geworden und können im unglücklichsten Fall mit dem Festplattenkäfig kollidieren und somit dann schlicht nicht hineinpassen. Wer sich einen alternativen Prozessorkühler kauft, sollte auch kurz nachsehen, ob das Gehäuse breit genug ist. Bei ein paar Gehäusen könnte man mit einem Kühler wie diesem durchaus schon mal an die Seitenwand stoßen.
Wir schauen also erst mal, ob genügend Einschübe für die Laufwerke da sind. Dann wäre es noch von Vorteil, wenn ein Front-USB und/oder Kartenlesegerät vorhanden wäre. Spätestens wenn man häufig seinen USB-Stick bespielt und dafür nicht immer hinter den PC kriechen muss, wird man die Erfindung des Front-USB-Panels als religiösen Feiertag zelebrieren.
Besonders viel gibt es sonst nicht dazu zu sagen. Inkompatibilität zwischen Netzteil und Gehäuse muss man nicht fürchten. Zur Sicherheit kotrolliert man noch einmal, ob die Bauform des Mainboards auch wirklich mit dem des Gehäuses überein stimmt. Bei allen Formaten ab Midi-Tower passt ein ATX-Mainboard aber zu 99,99% rein.
Weitere Faktoren
Zur Optik lassen sich natürlich keine Ratschläge geben, da hat jeder seinen eigenen Geschmack. Ein weiterer wichtiger Faktor kann aber unter Umständen die Lautstärke des PCs sein. Wem die Lautstärke, besonders unter Last egal ist, kann zu jedem Gehäuse greifen, das ihm gefällt. Wer auf möglichst leisen Betrieb wert legt, der sollte sich bei schallgedämmten Gehäusen umsehen. Diese verfügen meist über wenig klapprige Teile, mit Gummi entkoppelte Festplatten-Einschübe und Schallisolierenden Matten zumindest an den Seitenteilen. Ein Beispiel wäre das Zalman Z5 oder meine persönliche Empfehlung, das Fractal Design Define R4.
Ich selbst besitze den Vorgänger dieses Towers und bin begeistert. Schlichte und elegante Optik, reichlich Platz für Festplatten, sehr gute Verarbeitungsqualität und der Betrieb ist trotz etlicher Lüfter und leistungsstarken Komponenten flüsterleise. Einzig Katzenhalter sollten aufpassen, der Power-Knopf ist an der Oberseite.
Das große Finale
Jetzt haben wir endlich alle Komponenten des PCs beisammen. Das Netzteil sollte schon qualitativ hochwertig sein und beim Gehäuse entscheidet vor allem der persönliche Geschmack. Was jetzt noch fehlt ist die letzte Prüfung, ob auch alle Kabel bei den Geräten mit dabei sind, denn gerne vergisst man mal solche Kleinigkeiten.
Ein letzter Punkt bleibt noch, nämlich die Frage nach den Betriebstemperaturen. Standardkühler funktionieren generell. Aber besonders Standard-Lüfter, die Prozessoren beiliegen, sind nicht nur meist ziemlich laut, sondern kühlen nicht so gut wie es alternative Kühler tun. Ein aktiver und guter Luftstrom innerhalb des Gehäuses kann das kompensieren. Besonders bei schallgedämpften Gehäusen könnte das wichtig werden, denn die Isolierung hilft ja nicht nur gegen Geräusche, sondern hält zusätzlich auch noch mehr warme Luft im Inneren. Deswegen müsste man hier an zusätzliche Gehäuselüfter und ein stimmiges Lüfterkonzept denken.