Der erste Selbstbau-PC Teil 1: Der Prozessor

Der Prozessor ist maßgeblich für die Leistung des Computers verantwortlich. Deswegen soll der Weg zum selbst zusammengestellten PC hier beginnen. Man steht erst einmal nur vor der Wahl zwischen Intel und AMD. Das macht die Sache theoretisch einfach, aber welche Marke soll man wählen? Und wenn man sich entschieden hat, welches konkrete Modell? Zweikerner, Vierkerner, oder gar noch mehr? Was ist mit der Taktrate und was versteckt sich hinter den kryptischen Bezeichnungen der einzelnen Prozessoren?

Okay, das sind viele Fragen auf einmal, aber jede einzelne kann wichtig sein. Was ist besser, Intel oder AMD? Fragt man das so pauschal in einem beliebigen Internetforum wird es nicht lange dauern, bis sich Verfechter beider Marken an die Kehle springen. Ähnlich wie bei der Diskussion Android gegen iPhone kann es teils fast schon religiös werden. Grob pauschalisiert kann man sagen, dass Prozessoren von Intel bei gleicher Kernzahl und Taktrate schneller sind als das Äquivalent von AMD.

Allerdings lässt Intel sich das auch gut bezahlen. Im Durchschnitt kann man nämlich auch pauschal sagen, dass AMD bei nur geringfügig weniger Leistung einfach deutlich preiswerter ist. Als allgemeine Empfehlung kann ich daher sagen, dass jemand der rohe Kraft braucht, bei Intel besser aufgehoben ist. Wer preisbewusst ist, kauft aber eher bei AMD. Auch wer einen reinen Office-PC aufbauen möchte ist mit AMD gut beraten, da die integrierten Grafikeinheiten neuer AMD-Prozessoren wiederum schneller sind, als die, die Intel im gleichen Preissegment anbietet.

Wegen der Qualität braucht man sich für keinen der beiden zu entscheiden. Ich hatte schon sehr viele Prozessoren, von Intel und von AMD. Auch bei exzessivster Benutzung habe ich nur einen einzigen Prozessor verloren, einen Intel Celeron. Das lag aber weniger an Intel, sondern eher daran, dass ich 14 Jahre alt war und ihn bis zum äußersten übertaktet habe.

Eine kernige Angelegenheit

Dual-Core, Quad-Core, Octa-Core, physische und virtuelle Kerne, Hyperthreading. Schon wieder die nächsten komplexen Begriffe. Ein Kern ist die eigentliche Recheneinheit eines Prozessors. Jeder Kern kann einen Prozess gleichzeitig abarbeiten, beispielsweise das laden eines Programmes. Während dessen müssen alle anderen Prozesse warten. Bei Multi-Core-Prozessoren sind mehrere Kerne in einem Prozessor enthalten. Folge: Ist ein Kern beschäftigt, übernimmt der andere Kern die sonstige anfallende Arbeit. Das gesamte System wird also nicht durch einen langwierigen Prozess ausgebremst.

Mehr Kerne = mehr Leistung? Grundlegend richtig, aber auch falsch. Die Taktzahl entscheidet da fast noch mehr. Programme arbeiten in etwa wie folgt: Ein Programm schickt einen Berechnungsvorgang zum Prozessor. Dieser wird von einem Kern bearbeitet. Der Prozessor arbeitet nur dann, wenn ein Programm einen Prozess entsendet. Das macht es natürlich nur, wenn etwas konkret berechnet werden muss.

Es arbeitet immer nur ein Kern an einem Prozess gleichzeitig. Das soll bedeuten, dass die typische Anfängerrechnung nicht aufgeht, bei der die Taktraten der Kerne zusammengerechnet werden. Bei einem Quad-Core mit 4 x 2 GHz hat man keinen Prozessor, der pauschal 8 GHz schnell ist. Ein Dual-Core mit 2 x 3 GHz arbeitet zwar mit weniger Kernen, schafft es aber, jeden einzelnen Prozess schneller zu beenden. Werden nicht viele Prozesse zur selben Zeit ausgeführt, ist der Zweikerner in diesem Beispiel schneller als der Vierkerner.

Unmengen an Details

An dieser Stelle möchte ich nicht weiter ins Detail gehen, da es eine Anfänger-Einführung sein soll. Die endlose Vielfalt an Buchstaben und Ziffernketten, der Cache-Level und –Kapazitäten, der Sockel, der internen Bezeichnungen wie Sandy Bridge, Sandy Bridge E, Gulftown oder Bloomfield liefert Stoff für ein komplettes Lexikon und sprengt hier sicherlich jeden erdenklichen Rahmen. Wer sich genauer damit aus einander setzen möchte, kann die ganzen Begriffe ja mal googlen.

Interessant wäre höchstens die Eigenschaft, ob der Prozessor Hyperthreading unterstützt. Hierbei wird ein zusätzlicher Kern simuliert. Im Klartext bedeutet das, dass ein Prozessor mit zwei Kernen vier Prozesse gleichzeitig abarbeiten kann, da er pro Takt zwei Operationen pro Kern durchführen kann. Das bringt natürlich einen Geschwindigkeitsschub, trotzdem sind vier native Kerne einem Doppelkerner mit Hyperthreading vorzuziehen.

Butter bei die Fische

Nun aber zum springenden Punkt, nämlich den Empfehlungen für einzelne Anwendungsbereiche. Diese sind nicht für immer allgemeingültig, sondern sollen eher eine Orientierungshilfe darstellen, was zur Zeit dieses Artikels zu exemplarisch zu empfehlen ist, sowohl auf Seiten von Intel als auch von AMD.

Der Office-Prozessor

Office-Anwendungen benötigen allgemein keine besonders hohe Rechenpower. Wer den PC nutzt um ein paar Excel-Tabellen zu verwalten oder hin und wieder einen Brief zu schreiben, ansonsten im Internet surft und mal Videos auf Youtube etc. schaut, dem reicht ein kleiner Doppelkerner locker.

Wer im Low-Budget-Bereich von Intel sucht, der kommt um den Intel Celeron G1610 nicht herum. Auch dieser hat schon eine integrierte Grafikeinheit, welche für Office und Internet ausreicht. Mehr Ansprüche an die Grafikkarte sollte man aber dann doch nicht haben.

Ein wenig besser, aber auch teurer wäre der Intel Core i3-3210. Hiermit sollten auch HD-Videos problemlos möglich sein.

Wer lieber zu AMD greift, sollte sich den AMD A4-5300 merken. Mehr Power hat noch der AMD A8-3850, welcher eine Variante mit vier Kernen wäre.

Der Multimedia-Prozessor

Hier kommt es auf die Definition von Multimedia an. Bedeutet Multimedia lediglich das Ansehen von Videos, das Nutzen eines DVB-T-Sticks um am PC fernzusehen, dann braucht man auch kein Leistungswunder. Dafür reichen die oben genannten Prozessoren vollkommen aus. Lediglich der Celeron könnte für hochauflösendes Material etwas zu schwach sein.

Bedeutet Multimedia, dass auch Bildbearbeitung oder Videoschnitt gemacht werden soll, wäre etwas mehr Power anzuraten. Besonders bei der Neucodierung von Videomaterial kommt es auf hohe Leistung an. Viele Videoschnittprogramme und –codecs sind mittlerweile für Prozessoren mit mehreren Kernen optimiert, so dass es eigentlich mindestens ein Vierkerner sein sollte. Wer nicht all zu viel ausgeben möchte, liegt zum Beispiel mit dem Intel Core i5-3350P nicht verkehrt.  Allerdings bekommt man bei AMD für einen ähnlichen Preis bereits einen AMD FX-8320 mit acht Kernen.

Der Gaming-Prozessor

Auch hier ist mal wieder Power gefragt. Wobei es darauf ankommt, was man gerne spielt.  Die meisten Wirtschaftssimulationen oder Strategiespiele haben keine besonders hohen Anforderungen an den Prozessor. Hier kann man sich an die Empfehlungen des Multimedia-Prozessors halten.

Allgemein sollte man aber eher auf Geschwindigkeit als auf zwanghaft hohe Kernzahlen setzen. Obwohl Multi-Core-Prozessoren jetzt nicht erst gestern vom Himmel gefallen sind und die Spieleindustrie komplett überrascht haben, ist die Optimierung für mehrere Kerne etwas, was ganz gern stiefmütterlich behandelt wird. Bei den meisten Spielen ist die Grafikkarte der limitierende Faktor. Lediglich eine Hand voll Spiele wie GTA IV hängen primär vom Prozessor und der Kernzahl ab.

Ein flotter Vierkerner sollte es aber auf jeden Fall schon sein. Wählt man einen Prozessor mit mehr Kernen, ist man natürlich auf der sicheren Seite für die zukünftige Entwicklung, bei der auch mehr Spiele mehrere Kerne gleichzeitig nutzen.

Die Sinngrenze beim Gaming-Prozessor liegt aber grundsätzlich an der Budgetgrenze, denn Rechenkraft kann man da nie genug haben. Wer preisbewusst ist orientiert sich an den besseren Multimedia-Prozessoren. Wer mehr Power braucht könnte sich einen schnellen Intel Core i7-2700K ansehen, oder den AMD FX-8350.

Sonstige Hinweise

Oft hört man auch, dass Prozessoren übertaktet werden, um mehr Leistung herauszuholen. Das ist generell möglich. Wer sich mit dem Thema aus einander setzen möchte, sollte wissen, dass nicht jeder Prozessor gleich gut dafür geeignet ist. Die besten Ergebnisse erzielt man mit Prozessoren mit offenem Multiplikator. Derartige Prozessoren erkennt man bei Intel am „K“ hinter der Prozessorbezeichnung, bei AMD sind des Prozessoren der Black Edition, oder auch „BE“.

Beachten sollte man auch die TDP. Der Wert bezeichnet die Abwärme des Prozessors. Damit der Prozessor auch unter Last stabil arbeitet wird ein Kühler benötigt, der ausreichend dimensioniert ist. „Boxed“-Prozessoren haben einen passenden Kühler gleich mit dabei, daher sind sie meist auch etwas teurer als die „Tray“-Variante, welche ohne passenden Kühler geliefert wird. Qualitativ und von der Lautstärke her ist aber meist ein alternativer Kühler von Vorteil. Und noch einmal pauschal: Je höher die TDP, desto mehr Strom verbraucht der Prozessor unter Last. Stromsparfüchse sollten also auch auf eine niedrige TDP achten.