Apple vs. Android – Ein unnötiger Kampf

Nichts spaltet die Smartphone-Welt so sehr wie der ewig andauernde Streit zwischen Apple und Android. Während man mit Windows Phone 8 zufrieden schmunzelnd auf dem Sofa sitzt, tragen Anhänger von Googles offenem Betriebssystem Android und Jünger der kultigen iPhones einen wahren Glaubenskrieg aus. Warum kann man eigentlich nicht einsehen, dass beides seine Vor- und Nachteile hat und friedlich neben einander existieren kann?

Dass Apple es mit seinen Produkten und der (zugegeben) genialen Marketingstrategie schafft, bei seinen Kunden teils ernsthafte religiöse Gefühle zu wecken ist kein Geheimnis. Das iPhone polarisiert schon seit seiner Erfindung. Als erstes richtig auf dem Markt eingeschlagene Smartphone mit ultraintuitiver Bedienung via Touchscreen. Es hat quasi die allgemeine Auffassung über Bedienung und Funktionen von Smartphones, oder damals noch „Handy“ revolutioniert.

Dank der horrenden Preise und der allgemein sehr hochpreisigen Tarife hatte das iPhone schließlich ziemlich schnell den Ruf eines Statussymbols weg. Nicht umsonst hält sich seit jeher unter den Gegnern von Apple der eher harmlose Scherz: „Woran erkennt man, dass jemand ein iPhone hat? Er wird es dir sagen. Unaufgefordert. Immer wieder.“

Bühne frei für Google

Google trat kurz darauf mit seinem Android-Betriebssystem ebenfalls auf den Smartphone-Markt, verfolgte aber eine ganz andere Strategie. Android ist ein offenes Betriebssystem, nicht gebunden an einen Hersteller. Während Apple sein iOS nur auf Geräten der eigenen Firma zuließ, konnte sich im Android-Bereich eine wahre Vielfalt und Konkurrenz entwickeln. Die Vorteile sind klar: Konkurrenz belebt das Geschäft. Für den Kunden ist das klasse, schließlich arbeiteten die unterschiedlichen Smartphone-Anbieter an neuen, eigenen Oberflächen für Android und die Konkurrenz sorgte quasi von alleine dafür, dass Geräte mit Android-Betriebssystem meist durch die Bank günstiger zu haben waren als die iPhones.

Fans des Jobs-Imperiums verspotteten Android-Smartphones schließlich als Billig-iPhones oder iPhones für Arme. Das machte die Geschichte nun nicht besser. Zumal Android in den früheren Versionen noch nicht wirklich ausgereift war. Während die Software von Apple exakt auf die Hardware angepasst war und von vorn herein ein flüssiges Nutzungserlebnis bot, hatte Android mit vielen Problemen zu kämpfen. Die Bedienung war selten flüssig, zumindest nicht, wenn man das System wirklich intensiv genutzt hat. Auch hinkten die ersten Android-Smartphones den iPhones noch hinterher was Features anging.

Aber die Entwicklung ging natürlich weiter. Seit langem sind Smartphones mit Android hardwaretechnisch betrachtet den iPhones überlegen. Praktische Dinge wie Unterstützung von Flash oder Bluetooth waren bei Android Standard, bei Apple hingegen nicht. Und während Android-Phones sich rapide entwickelten und immer neue Features hinzukamen, setzte man bei Apple lieber auf langsame Weiterentwicklung. Ein weiterer großer Meilenstein ist nach dem ersten iPhone eigentlich nicht mehr vorgekommen. Abgesehen evtl. vom hoch auflösenden Retina-Display, was nun wirklich fantastisch aussieht.

Der beliebte Tellerrand

Nun herrscht weiterhin der besagte Glaubenskrieg zwischen Android-Usern und Apple-Fans. Aber lasst uns doch einmal über den Tellerrand hinausschauen und einfach mal die rein praktischen Dinge sehen. Vielleicht erkennt ja der ein oder andere, dass das andere Produkt auch seine Daseinsberechtigung hat und nicht vom Teufel persönlich aus einem glühenden Höllenschlund auf die Erde gebracht wurde.

Zugegeben, ich bin selbst Fan von Android. Die strenge Bindung an iTunes, die konstant sehr hohen Verkaufspreise und die softwareseitigen Restriktionen des geschlossenen iOS halten mich davon ab, mir jemals ein iPhone zu kaufen. Und ja, ich wettere auch gern mal gegen Apple.

Ich bin ein Fan eines freien und offenen Systems. Eines Systems, welches ich nach meinen Wünschen gestalten kann. Ich kann mir für mein Android-Smartphone Apps für quasi alles herunterladen, oftmals auch kostenlos. Und wenn ich etwas im Play Store von Google nicht finde, brauche ich nur ganz schnell eine kleine Einstellung machen und schon kann ich auch alternative App-Stores benutzen und meine Apps von dort beziehen. Bei Apple wäre ich an den hauseigenen Store gebunden der ziemlich rigide über die angebotenen Apps entscheidet. So ist es lustiger weise auch Erwachsenen nicht erlaubt, sich den Playboy so unzensiert anzusehen wie er in jedem Zeitschriftenladen ausliegt.

Dem iOS muss man aber einfach folgendes lassen: Seine Intuitivität in der Bedienung war Android schon immer überlegen. Bei Android kann ich so verdammt viel einstellen, dass die Suche nach der richtigen Einstellung schon mal etwas dauern kann. Bei iOS habe ich das nicht. Und es gibt viele Menschen, die das auch gar nicht brauchen.

Wer braucht ein iPhone?

Im letzten Jahr war meine Mutter von den Möglichkeiten und Funktionen meines damaligen Galaxy S2 total begeistert und wünschte sich zum Geburtstag auch ein Smartphone (wobei es eine Kunst war meinen Eltern beizubringen, dass jedes iPhone ein Smartphone ist, aber nicht jedes Smartphone ein iPhone). Als Technik-Guru der Familie war es natürlich meine Aufgabe, ein passendes Angebot zu finden.

Die Frage war nun: „Was macht für sie Sinn?“. Für Menschen die sich nicht besonders mit Technik auskennen hat ein geschlossenes System wie das eines iPhones eigentlich nur Vorteile. Es ist intuitiv und unkompliziert zu bedienen. Man kann fast sagen – und das soll bitte nicht falsch verstanden werden – es ist idiotensicher. Bei Android kann man viel zu schnell etwas verstellen, wenn man mal nicht aufpasst, und wer sich nicht intensiv mit dem Betriebssystem auseinandersetzen möchte, wundert sich dann schnell, warum das auf einmal nicht mehr so klappt wie er es gewohnt war.

Android hat ja fantastische  Anpassungsoptionen durch freie und unabhängige Launcher. Apple hat das nicht. Ein Bekannter entschied sich neulich zwischen dem S3 und dem iPhone 5. Es wurde das iPhone. Ich fragte ihn, warum er so ein geschlossenes und starres System wie das iOS bevorzugt, wo man sich das Smartphone doch auch perfekt anpassen könnte. Die Antwort war pragmatisch wie einleuchtend: „Wenn ich ein System habe, dass ich dauernd anpassen kann, bin ich nie zufrieden. Wenn es einfach nur funktioniert und ich es nicht anpassen kann, dann ist das halt so und ich muss mir darüber keine Gedanken machen“. Klingt logisch, oder?

Es hat also auch seine Vorteile, wenn ein System so ist, wie es ist. Meine Mutter bekam übrigens ein Smartphone mit Android, einfach weil selbst ein gebrauchtes iPhone der vergangenen Generation noch teurer gewesen wäre als ein neues Mittelklasse-Smartphone.

Jedem das Seine

Ich möchte hier einfach an Artikel 3, Paragraph 3 des Grundgesetzes erinnern. Dort heißt es im Wortlaut: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

Man sollte dort irgendwann auch „wegen seines Smartphones“ aufnehmen. Okay, das geht eventuell ein klein wenig zu weit. Aber eigentlich will ich nur folgendes sagen: Egal ob ein Betriebssystem offen und anpassbar ist, oder nicht, jeder soll das kaufen, was er mag und was er braucht. Ein geschlossenes und in sich stimmiges System hat durchaus seine Vorteile. Für Pragmatiker und Geschäftsleute ist ein iPhone ziemlich praktisch, und das gibt es eben nur von Apple.

Der Technik-Enthusiast dagegen ist dagegen mit einem Android-Smartphone besser aufgehoben, nicht nur, weil die Software so viele Freiheiten bietet, sondern auch, da man sich seitens der Hardware genau das aussuchen kann, was man benötigt. Smartphones mit Android gibt es schließlich in fast allen erdenklichen Ausführungen. Es gibt unterschiedliche Materialen, Displaygrößen, Kameras, Kommunikationskomponenten wie Bluetooth oder NFC und vieles mehr. Außerdem gibt es Geräte für jeden Geldbeutel.

Letztendlich entscheidet eben jeder selbst was er braucht und was er haben will. Dieser ständige Kampf darum, wer den Längsten hat, ist doch eigentlich total unnötig.