Fertig-PC oder selbst einen bauen? Auch ohne Ahnung?

Wer sich häufiger in Computerforen aufhält, wird in der Regel oft auf Fragen bezüglich der Hardwarekonfiguration stoßen. Auch sehr oft vertreten sind billige PC-Angebote bei eBay oder aus Prospekten der großen Elektronikhändler.  Was ist nun davon zu halten? Was ist besser, was ist günstiger? Und wenn man keine Ahnung von Hardware hat, kann man sich trotzdem einen PC selbst zusammenbasteln?

Vom für und wider

Computerangebote gibt es wie Sand am Meer. Wer auf eBay ein Komplettsystem sucht, wird von der schieren Masse direkt erschlagen. Auch sind in den Prospekten großer Elektronikmärkte jede Woche mindestens ein paar Fertig-PCs zum scheinbar billigen Preis im Angebot. Es ist natürlich schön einfach: Hinfahren, kaufen, auspacken, anschließen und sofort ist alles einsatzbereit. Man kann sich schließlich auch darauf verlassen, dass die Komponenten auf einander abgestimmt sind und es keine Probleme mit Inkompatibilitäten gibt oder dass das Netzteil für die verbauten Komponenten zu schwach ist.

Auf den ersten Blick ist das richtig klasse, warum bauen sich aber trotzdem so viel Leute ihre PCs selbst zusammen, wo es sie doch palettenweise vorkonfiguriert gibt? Es geht nicht nur um die individuellen Wünsche, sondern auch um Qualität und das Preis-Leistungsverhältnis, und das ist bei Fertig-PCs in der Regel alles andere als gut. Irgendwo muss schließlich gespart und dadurch mehr Gewinn eingefahren werden.

Woran gespart wird

Auch ich hatte schon mit Fertig-PCs zu tun und konnte einige davon auseinander nehmen und die üblicherweise verbauten Komponenten begutachten. In der Regel ist die größte Schwachstelle immer das Netzteil. Das Teil an dem alle Komponenten hängen und durch dessen Defekt eine Spannungsspitze erzeugt werden kann, die im schlimmsten Falle die komplette Hardware inklusive der Daten auf der Festplatte zerstört. Da ist der Schaden dann groß, denn auch wenn noch die Garantie greift, die Daten bekommt man nicht mehr zurück. Hier wird leider meist da billigste vom billigen verbaut.

Oft wird auch mit sehr starken Netzteilen geworben. Diese haben meist jedoch eine sehr schlechte Effizienz, so dass es sein kann, dass man ein super starkes Netzteil mit 1.000 Watt im Rechner hat, die neue Grafikkarte mit hoher Leistungsaufnahme aber trotzdem nicht funktioniert, weil zu wenig Saft auf den einzelnen Leitungen anliegt. Ausgewogen sind die Konfigurationen auch nicht immer, im Regelfall ist entweder der Prozessor für den Rest des Systems über- oder die Grafikkarte unterdimensioniert.

Folgeprobleme

Nicht nur Fehleranfälligkeit kann ein Problem sein, auch andere Probleme können folgen. Je preiswerter ein Fertig-PC ist, desto billigere Komponenten müssen verbaut werden. Gerne werden auch Billig-Mainboards verbaut, die beispielsweise weniger Speicherbänke haben, was eine Erweiterung des Arbeitsspeichers erschwert oder unmöglich macht. Auch gibt es für solche Mainboards in der Regel nur selten oder überhaupt keine BIOS-Updates.

Das erschwert natürlich das Aufrüsten, denn häufig bringen Prozessorhersteller noch neue Prozessoren heraus, welche auch noch auf älteren Sockeln funktionieren, bspw. passen Prozessoren für AM3 auch auf AM2/AM2+). Möchte man nun so einen neuen Prozessor verbauen, wird der auch auf das Board passen, es kann aber sehr gut sein, dass er nicht funktioniert, da das Board ihn nicht erkennt. Selbst wenn der verbaute Chipsatz mit der CPU kompatibel ist. Bei Marken-Mainboards kann man sich eigentlich sicher sein, dass bei einer neuen Prozessorgeneration auch  ein Update für das BIOS angeboten wird.

Mein Name ist Hase, ich weiß nicht bescheid

Ein kurzer Blick in einen beliebigen Onlineshop für Hardwareteile zeigt jedem, wie unglaublich viele unterschiedliche PC-Komponenten es von verschiedensten Herstellern gibt. Wer sich nicht intensiv mit Hardware beschäftigt, sondern einen PC einfach als Ding betrachtet, das zu funktionieren hat, wird von der Vielfalt erschlagen. Wie soll man denn jetzt ohne wochenlanges Studium der Elektrotechnik herausfinden, welche Teile mit einander harmonieren, welche günstig, hochwertig und zugleich leistungsstark sind und vor allem, wie kriegt man den PC ohne Ahnung zusammengebaut? Es hat ja auch nicht jeder Mensch jemand in seinem Bekanntenkreis, der sich mit so etwas gut auskennt und Auswahl und Zusammenbau eben kurz übernehmen könnte.

Aber keine Panik, es gibt für alles eine Lösung. Erst einmal sollte man sich überlegen, was man eigentlich braucht. Denn für unterschiedliche Anwendungsbereiche benötigt man  schließlich unterschiedliche Hardwarekonfigurationen. Natürlich ist es so, dass man auf stärkeren PCs alle Dinge machen kann, die man auf schwächeren PCs auch hinbekommt. Nur war das Gerät dann viel teurer als nötig, ohne einen richtigen Vorteil davon zu haben.

Und wie wähle ich etwas aus?

Viele Onlinehändler  bieten Systemkonfiguratoren an. Diese gewährleisten, dass nur Geräte zusammen bestellt werden, die auch zusammen passen. Häufig werden auch Konfigurationen für bestimmte Anwendungsbereiche bereits vorgeschlagen, die sich dann abändern lassen. Mit solchen Konfiguratoren kann man bspw. sichergehen, dass der Prozessor auch auf das Mainboard passt oder der Ram zu diesem kompatibel ist. Grobe Fehler, wie einen AMD-Prozessor zusammen mit einem Mainboard für Intel-Prozessoren zu kaufen können dann schon mal nicht mehr passieren.

Auch den Zusammenbau übernehmen viele Händler gegen eine kleine Gebühr. Das hat dann natürlich auch den Vorteil, dass die Konfiguration noch einmal von einem Fachmann überprüft wird, der sich dann meldet, sollten doch inkompatible Komponenten gewählt worden sein, ein zu schwaches Netzteil oder ein Gehäuse, das für eine große Grafikkarte dann doch zu klein ist. Das Einzige was sein kann ist, das man sich einen zu gewaltigen Kühler für den Prozessor ausgesucht hat. Spätestens ab einem gewissen Gewicht wird dieser separat geliefert, da es sonst unter Umständen passieren kann, dass dieser bei unsanftem Umgang mit dem Paket seitens des Lieferunternehmens einfach abbricht und das Mainboard zerstört.

Aber Augen auf: Es gibt gewaltige Unterschiede. Während ich diesen Artikel schreibe kostet der Zusammenbau bei Alternate ganze 99 Euro, wohingegen hardwareversand.de nur 20 Euro berechnet. Immerhin stolze 79 Euro Unterschied.

Einen Prozessorkühler kann aber jeder montieren, der nicht wirklich absolut zwei linke Hände hat. Anschauliche Anleitungen dafür gibt es ohne Ende bei Youtube.

Und was nehme ich jetzt für Teile?

Im Laufe der Zeit werde ich genauer auf einzelne Komponentengruppen eingehen, so dass sich jeder selbst eine Wissensgrundlage erarbeiten kann.

Generell gilt: Zu namhaften Herstellern greifen. Um eine gewisse Produktqualität und Betriebssicherheit zu gewährleisten, sollten es auf jeden Fall Komponenten von Markenherstellern sein, denn da gibt es auch für wenig Geld teils sehr hochwertige Produkte. Es ist besonders bei Netzteilen immer wichtig, nicht ausgerechnet da am falschen Ende zu sparen. Warum habe ich ja bereits erläutert.

Die verschiedenen Anwendungsgebiete

Hier soll nur eine kurze Orientierung gegeben werden, auf ideale Kombinationen für die einzelnen Anwendungsgebiete werde ich in späteren Beiträgen eingehen.

Office- und Internet

Hier braucht es nicht viel. Jeder durchschnittliche Prozessor mit 2 Kernen ist da schon ausreichend, sofern man nicht mit gigantisch komplexen Excel-Tabellen etc. arbeitet. Für den normalen Gebrauch von Office-Programmen reicht ein günstiges Mainboard, ein kleiner Prozessor und 4 GB Ram. Das Netzteil muss dann entsprechend auch nicht besonders stark sein, mit 250 – 300 Watt ist man immer noch auf der sicheren Seite. Auch eine spezielle Grafikkarte wird selten benötigt, da Prozessoren mit integrierter Grafikeinheit, so genannte APUs, für die Office-Darstellung oder das flüssige Ansehen von Videos auf Youtube vollkommen ausreichen.

Spiele

Hier braucht es natürlich Power. Eine dedizierte Grafikkarte ist hier Pflicht, selbst für relativ anforderungsschwache Spiele. Als Prozessor sollte es schon ein Vierkerner sein, am besten kombiniert mit mindestens 4, besser 8 Gigabyte Ram. Bei der Grafikkarte sollte man einfach nach Benchmarks suchen, das gibt eine gute Orientierungshilfe, welche Chips in etwa wie viel Leistung bringen.

HTPC

HTPCs kommen immer mehr in Mode. Der PC im Wohnzimmer als Streaming-Server, TV-Receiver oder als Surf-PC ist in immer mehr Wohnungen zu finden. Hier kommt es vor allem auf die Lautstärke an, denn niemand will gern bei seinem Lieblingsfilm von einem konstanten Surren und Rauschen belästigt werden. Hier gilt das, was auch für die anderen PCs gilt: Soll der PC nur zum Surfen und Filme-schauen genutzt werden, tut es auch die Office-Konfiguration (für Full-HD-Material wäre aber eine kleine dedizierte Grafikkarte zu empfehlen), soll er als Konsolen-Ersatz dienen, wird natürlich mehr Power benötigt. Um ihn schön leise zu gestalten gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Bei Lüftern und Netzteilen sollte man stets auf die Lautstärkeangaben achten. Für eine gute Luftzirkulation sind auch mehrere Gehäuselüfter zu empfehlen, die nur langsam drehen. Dadurch werden sie quasi unhörbar. Auch gedämmte Gehäuse sind eine gute Option.

Bild- und Videobearbeitung

Hier spreche ich von „professioneller“ Bearbeitung, nicht einem einfachen Schnitt mit dem Windows Movie Maker oder der Bildbearbeitung mit ACDSee. Wer viel mit Photoshop oder Sony Vegas arbeitet, der braucht pure Leistung und viel Arbeitsspeicher. 16 GB sind da schon zu empfehlen. Zusätzlich liegt GPU-Computing im Trend. Hierbei werden einige Berechnungen von der Grafikkarte anstelle des Prozessors übernommen. Man sollte dann vor dem Kauf schauen, welche Schnittstellen das eigene Programm, oder eines, welches man sich anschaffen möchte, unterstützt. Unterstützt ein Programm beispielsweise nur CUDA, ist es sinnvoll eine Grafikkarte mit Chip von NVIDIA zu kaufen, da man von einer Grafikkarte mit Chip von AMD keinen Vorteil hat.

Schlussbemerkungen

Wer sich ein wenig Zeit nimmt kann sich einen perfekt auf seine Bedürfnisse abgestimmten PC zusammenstellen. Es gibt etliche Beispielkonfigurationen für unterschiedliche Anwendungsgebiete und Preisklassen, zum Beispiel bei Computerbase. Foren wie diese gibt es viele. Die Mitgliedschaft ist eigentlich überall kostenlos und wenn man sich für Komponenten entschieden hat kann man seine Konfiguration dort einstellen und von hilfsbereiten Menschen auf Kompatibilität und Preis/Leistung überprüfen lassen. Oft gibt es auch Verbesserungsvorschläge, wenn eine der Komponenten unsinnig, oder eine andere für den gleichen Preis schlicht leistungsstärker ist.

Keine Scheu vorm Computerkauf. Wie vielleicht durchgeklungen ist, ich bin Fan des selbst zusammengestellten Computers.  Irgendwo gibt es bei Fertig-PCs immer Schwachstellen, unpassende oder minderwertige Komponenten. Auch der Hardwareladen um die Ecke bietet in der Regel eine gute Beratung und auch Zusammenbau an. Es kann aber nie schaden sich vorher schon grundlegend zu informieren, denn  es gibt leider einige schwarze Schafe, die bei ahnungslosen Kunden das große Geld wittern und Systeme verkaufen, die einfach für den Zweck überdimensioniert sind.

Und meistens ist die Leistung eines selbst zusammengestellten PC-Systems auch noch höher als die des Fertig-PCs, selbst wenn das Fertig-System deutlich teurer gewesen wäre.

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